TERRE DES FEMMES trifft sich mit VertreterInnen des BMZ und der GIZ zum Thema Frühehen

Zum Abschluss unserer Unterschriftenaktion „Frühehen stoppen – Bildung statt Heirat!“ hat sich TERRE DES FEMMES am Donnerstag, den 23.6.2016 mit VertreterInnen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zu einem Austauschgespräch getroffen.

Über 108.000 Menschen haben sich für eine gesetzliche Änderungen des Mindestheiratsalters auf 18 Jahre ohne Ausnahme ausgesprochen und die Innenpolitik sieht mittlerweile Handlungsbedarf.

Früh- bzw. Kinderehen sind aber weltweit ein großes Problem. Nach Schätzungen von UNICEF werden jährlich 15 Millionen Mädchen minderjährig verheiratet. Das sind über 41.000 Mädchen täglich. Daher ist es genauso wichtig, dass Deutschland sich auch international für eine Abschaffung von Frühehen einsetzt. Jetzt gibt es dafür auch internationale Bestrebungen.

Im September 2015 haben auf dem UN-Gipfel in New York zahlreiche Staats- und Regierungschefs die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ mit 17 nachhaltigen Entwicklungszielen (SDG) verabschiedet. Diese ist das Nachfolgeprojekt der Millenniumsentwicklungsziele (MDG) aus dem Jahr 2001. Neben der Bekämpfung von Armut und HIV/Aids, der Senkung der Kindersterblichkeit und Primarschulbildung für alle ist dort auch die Gleichstellung der Geschlechter/Stärkung der Rolle der Frauen als ein Ziel genannt. Allerdings wurde die Abschaffung von Früh- und Kinderehen damals nicht explizit thematisiert.

In der Agenda 2030 gibt es unter Ziel 5 „Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen“ jetzt den Unterpunkt „Abschaffung aller schädlichen traditionellen Praktiken, wie Kinder-, Früh- und Zwangsheirat und weibliche Genitalverstümmelung“.

Beim Austausch mit BMZ und GIZ ging es vor allem darum, welche Maßnahmen die deutsche staatliche Entwicklungszusammenarbeit zur Umsetzung des Unterziels zur Abschaffung von Frühehen bereits umsetzt oder unternehmen wird.

Im offenen Gespräch erklärte Ekkehard Stein, Referent im BMZ-Referat Menschenrechte; Religionsfreiheit; Gleichberechtigung der Geschlechter; Kultur und Entwicklung; Inklusion, dass im BMZ das Engagement für die Überwindung von weiblicher Genitalverstümmelung, Früh- und Zwangsverheiratung in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit fortgesetzt und international gefördert wird. Das Thema Kinderheirat, Frühverheiratung und Zwangsheirat ist auch einer der Schwerpunkte im neuen Genderaktionsplan des BMZ. Zudem wird bei bilateralen Regierungsverhandlungen mit Ländern, in denen es eine hohe Zahl von Frühehen gibt, die Problematik regelmäßig angesprochen.

Christiane Adamczyk, Mitarbeiterin der GIZ im Sektorvorhaben zur „Überwindung von weiblicher Genitalverstümmelung und anderen schädlichen traditionellen Praktiken“, erklärte, dass die GIZ im Auftrag des BMZ seit 2015 das Sektorvorhaben zur Überwindung von weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) um den Zusatz „andere schädliche traditionelle Praktiken“ erweitert hat und dort unter anderem ein Fokus auf die Bekämpfung von Frühehen gelegt wurde. Dabei wird die GIZ im Auftrag des BMZ lokale, regionale und internationale KooperationspartnerInnen zur Überwindung von Frühehen und anderen schädlichen traditionellen Praktiken fachlich begleiten und beraten. Zudem sollen erfolgsversprechende Dialogansätze aus dem langjährigen Sektorvorhaben zu FGM auf die Thematik der Frühehen angepasst werden. Darüber hinaus setzen Projekte der deutschen staatlichen Entwicklungszusammenarbeit in verschiedenen Partnerländern bereits Maßnahmen gegen Frühehen um.

TERRE DES FEMMES begrüßt die internationalen Bemühungen Deutschlands, gegen Frühehen sowie weiter schädliche traditionelle Praktiken vorzugehen und wird den positiven Austausch mit BMZ und GIZ fortsetzen.

Stand 06/2016