TERRE DES FEMMES bietet in diesem Jahr in Berlin von April bis Oktober zehn Fortbildungen zum Thema Zwangsverheiratung an und geht in die Berliner Schulen, um aufzuklären und zu beraten. Weiterhin bieten wir spezielle Beratung für Lehrkräfte und SchulsozialarbeiterInnen an und führen Supervision/Fallberatung für Fachkräfte durch.
Viele der LehrerInnen äußerten zu Beginn der Fortbildung, dass Sie sich bisher alleine gefühlt haben mit dem Problem Zwangsheirat: "In meiner Klasse gibt es viele Mädchen, die potentiell gefährdet sind und schon angedeutet haben, dass sie gegen ihren Willen heiraten müssen. Was mache ich denn, wenn eine mich ganz konkret nach Hilfe fragt? Bin ich dann nicht auch selbst gefährdet? Oder wie gehe ich vor, wenn sie aus den Ferien nicht zurückkommt, weil sie im Herkunftsland zwangsverheiratet wurde?", so eine der FortbildungsteilnehmerInnen.
Am Ende der Fortbildung geben viele der TeilnehmerInnen die Rückbildung, dass sie nun nicht mehr unsicher sind im Umgang mit (potentiell) Betroffenen. "Den 10-Punkte-Plan" von Euch werde ich mir direkt über meinen Schreibtisch hängen, um im Notfall zu wissen, wie ich vorgehen kann - danke für die konkrete Hilfsstellung", gab eine der Teilnehmerin Rückmeldung.
Fortbildung zu Zwangsheirat im Rathaus Neukölln, Berlin
Foto: © TERRE DES FEMMESZwangsverheiratungen sind eine Form von gravierender Gewalt und stellen eine schwere Menschenrechtsverletzung dar. Sie sind oft eingebettet in einen Kontext massiver familiärer Gewalt. Häufig geht eine Zwangsverheiratung mit Schul- und Ausbildungsabbrüchen einher. Betroffene sind davon bedroht, für die Ehe ins Ausland verschleppt zu werden und dort leben zu müssen.
Nach der aktuellen Studie zum Thema Zwangsverheiratung in Deutschland im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend waren 2008 über 3.440 Personen von Zwangsverheiratung bedroht oder betroffen, die Dunkelziffer ist um ein Vielfaches höher.
Gerade LehrerInnen sind bei den zumeist 16-21-jährigen Betroffenen erste (und häufig auch einzige) Ansprech- und Vertrauenspersonen, da die Schule oft der einzige Ort ist, wo sie nicht von der Familie kontrolliert werden. Häufig jedoch haben LehrerInnen zu wenig Erfahrung im Umgang mit Betroffenen, sie sind verunsichert und wissen nicht, wie sie im Notfall helfen können. Umso wichtiger ist es, dass Lehrkräfte adäquat geschult werden, um präventiv aktiv zu werden und auch im Notfall adäquat handeln zu können.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Projektleiterin:
Myria Böhmecke
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Tel.: 030/40 50 46 99-0
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Integrationsfonds kofinanziert.