Zum 13. Todestag von Hatun Sürücü: Im Kampf gegen Gewalt im Namen der Ehre nicht nachlassen – 13 „Ehren“-Mordfälle im Jahr 2017

Gemeinsam gegen Gewalt im Namen der Ehre: Mitglieder des Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung (Heroes, Elisi Evi, TERRE DES FEMMES, Frauenbeauftragte des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg). Foto: © TERRE DES FEMMESGemeinsam gegen Gewalt im Namen der Ehre: Mitglieder des Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung (Heroes, Elisi Evi, TERRE DES FEMMES, Frauenbeauftragte des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg). Foto: © TERRE DES FEMMESAm 7. Februar 2018 jährte sich der Todestag von Hatun Sürücü zum 13. Mal. In Gedenken an die junge Frau, die von ihrem eigenen Bruder ermordet worden war, fand an ihrem Gedenkstein am Tatort in der Oberlandstraße eine Kranzniederlegung statt. Um die 40 Personen - VertreterInnen aus Politik, Verwaltung, Projekten und NGOs sowie interessierte BürgerInnen -  nahmen daran teil. Neben der Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (Tempelhof-Schöneberg) sprachen auch die Koordinatorin des Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung, Petra Koch-Knöbel, TERRE DES FEMMES-Referentin Monika Michell und ein Hero aus dem Projekt Heroes – gegen Unterdrückung im Namen der Ehre.

Am Nachmittag fand zudem eine Gedenkveranstaltung des Bezirksamts Neukölln statt, bei der zum zweiten Mal die Fahne „Selbstbestimmt leben - gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ von der Gleichstellungsbeauftragten Sylvia Edler und dem stellvertretenden Bezirksbürgermeister Falko Liecke gehisst wurde. TERRE DES FEMMES war mit einem Infotisch vor Ort.

 Der Gedenkstein des „Ehren“-Mordopfers Hatun Sürücü 2018. Foto: © TERRE DES FEMMES Der Gedenkstein des „Ehren“-Mordopfers Hatun Sürücü 2018. Foto: © TERRE DES FEMMESHatun Sürücü hat sich trotz der Erfahrung von patriarchaler Gewalt – Zwangsverheiratung mit 16, Verbringung in die Türkei – ein selbstbestimmtes Leben mit ihrem Sohn in Deutschland aufgebaut und sich dadurch immer wieder den traditionellen Rollenvorstellungen ihrer Familie widersetzt. Damit verletzte sie deren Ansehen, und ihr jüngerer Bruder fühlte sich verpflichtet, durch ihre Ermordung die Familienehre wiederherzustellen.

Mit ihrem Tod 2005 hat Hatun Sürücü die deutsche Gesellschaft und die Politik wachgerüttelt. Endlich hörte man auf die Stimmen von Fachstellen wie Papatya und TERRE DES FEMMES, die schon lange vorher auf Formen von Gewalt im Namen der Ehre wie Zwangsverheiratung aufmerksam gemacht hatten. Auch Angelika Schöttler ging in ihrer Rede darauf ein. Zudem betonte sie die Wichtigkeit der guten Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure wie Schulen, Beratungsstellen, Behörden und NGOs. Petra Koch-Knöbel stellte die Arbeit des Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung vor, der seit 2002 existiert und zuletzt Handlungsleitlinien für die Berliner Jugendämter zum Thema „Intervention bei Gewalt gegen Mädchen und jungen Frauen in traditionell-patriarchalen Familien“ erarbeitet hat.

TDF-Referentin Monika Michell stellt die „Ehren“-Mordopfer des Jahres 2017 vor. Foto: © TERRE DES FEMMESTDF-Referentin Monika Michell stellt die „Ehren“-Mordopfer des Jahres 2017 vor. Foto: © TERRE DES FEMMESTERRE DES FEMMES-Referentin Monika Michell erinnerte daran, dass auch 13 Jahre nach Hatun Sürücüs Tod Frauen und Männer im Namen der Ehre ermordet werden, indem sie die „Ehren“-Mordopfer des Jahres 2017 kurz vorstellte. Insgesamt zählte die Frauenrechtsorganisation 13 „Ehren“-Morde, darunter sechs „Ehren“-Mordversuche. Der Vertreter von Heroes bedankte sich bei allen Anwesenden für ihren Einsatz gegen Gewalt im Namen der Ehre und äußerte den Wunsch, eines Tages nicht mehr am Gedenkstein stehen zu müssen, um an die Opfer eines „Ehren“-Mordes zu erinnern – weil es sogenannte Ehrenmorde nicht mehr geben wird.

 

 

 

TDF-Vorstandsfrau Necla Kelek (zweite von links) zusammen mit TDF-PraktikantInnen und Stadtteilmüttern Neukölln. Foto © TERRE DES FEMMESTDF-Vorstandsfrau Necla Kelek (zweite von links) zusammen mit TDF-PraktikantInnen und Stadtteilmüttern Neukölln. Foto © TERRE DES FEMMESAnlässlich der Fahnenhissung vor dem Rathaus Neukölln, freute sich Sylvia Edler vor ca. 80 Anwesenden über das nun bald sichtbare Zeichen gegen Gewalt im Namen der Ehre im Berliner/Neuköllner Stadtbild: Die Benennung der Autobahnbrücke A100 über die Sonnenallee nach Hatun Sürücü. TERRE DES FEMMES hatte zusammen mit dem Lesben- und Schwulenverband lange für ein solches Zeichen gekämpft.

Links:

Pressemitteilung zur Brückenbenennung nach Hatun Sürücü

Pressemitteilung zum 13. Todestag von Hatun Sürücü

Eine kurze Videodokumentation von der Journalistin Frau Wessel über die Hintergründe der Ermordung von Hatun Sürücü

Stand: 02/2018


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