Zwei Gewaltverbrechen an jungen Frauen in Darmstadt und Berlin. Hintergründe zu den Taten

Maria P. und Lareeb K., zwei neunzehnjährige Frauen, wurden Opfer von Gewaltverbrechen. Lareeb K. wurde von ihrem Vater erwürgt, um die vermeintliche Ehre der Familie zu retten. Auch beim Tod von Maria P. kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um ein Ehrverbrechen handelt. Die hochschwangere Maria P. wurde in der Nacht zum Freitag den 23.01.2015 in einem Waldstück in Berlin-Adlershof ermordet.

Zwei Täter haben Maria P. mit einem Messer mehrfach in den Bauch gestochen und sie anschließend bei Bewusstsein angezündet. Der Ex-Freund des Opfers und Vater des ungeborenen Kindes, Eren T. (19) soll die Tat mit einem Komplizen verübt haben. Der Deutsch-Türke hat das Kind abgelehnt, Auslöser für die Tat könnte ein Brief des Jugendamts gewesen sein, in dem Maria Eren T. als Vater des Kindes angegeben hat.

Ehrenmord ungleich Religion

Ein Polizeipsychologe warnte davor, die Tat in die Nähe eines sogenannten Ehrenmordes zu rücken. Hierfür lägen keine Beweise vor. Es läge näher von einer Beziehungstat auszugehen, welche von ganz individuellen Faktoren abhängen könne. Der Polizeipsychologe betonte gegenüber dem Tagesspiegel: „Mit einer Religion muss das gar nichts zu tun haben“.

„Ehren“-Morde sind aber kein ursächlich religiöses Phänomen, sondern sind weltweit innerhalb von traditionellen, patriarchalen Gesellschaften verbreitet. Diese Verbrechen lassen sich nicht als Problem eines bestimmten Kulturkreises zusammenfassen oder einer Religion zuordnen. Die Aussage des Polizeipsychologen, dass Religion mit dem Mord an Maria P. nichts zu tun haben müsse, mag stimmen. Allerdings bedeutet dies nicht automatisch, dass es sich beim Mord an Maria P. nicht um einen sogenannten Ehrenmord handelt.

War die Familie des Täters beteiligt?

Eren T. war nicht vorbestraft und wurde von seinem Onkel gegenüber dem Tagesspiegel als der „Ruhigste und Bravste“ beschrieben. Diese Feststellung schließt nicht aus, dass Eren T. unter starkem Druck der Familie stand. Die Berliner Morgenpost berichtete dass der Vater des Täters Marias Stiefvater angerufen und gesagt habe, dass seine Familie das Baby nicht wolle. Er habe gefordert, das ungeborene Kind solle abgetrieben werden. Einer Beteiligung der Familie von Eren T. an dem Mord sollte deshalb unbedingt nachgegangen werden.

Beim Mord von Lareeb K. handelt es sich um ein Verbrechen im Namen der Ehre.

Lareeb K., eine Deutsche pakistanischer Herkunft, wurde in der Nacht zum Mittwoch den 28.01.2015 in Darmstadt von ihrem Vater erwürgt. Die Mutter des Opfers gab an, gemeinsam mit ihrem Mann die Tat geplant zu haben. Grund war nach derzeitigen Erkenntnissen, der Heiratswunsch ihrer Tochter. Der Partner von Lareeb K., ein junger Deutscher pakistanischer Herkunft, sei nach Ansicht der Eltern nicht religiös genug.

Gewalt im Namen der Ehre in Deutschland

Leider ist der gewaltsame Tod von Lareeb K. kein Einzelfall. Kaum ein Monat vergeht, in dem die Medien nicht über einen sogenannten Ehrenmord berichten. Innerhalb von Deutschland haben sich patriarchale Parallelgesellschaften herausgebildet, in denen Mädchen und Frauen Opfer von Ehrverbrechen werden. Sie werden unterdrückt, misshandelt, zwangsverheiratet und sogar ermordet.

Seit vielen Jahren macht sich TERRE DES FEMMES stark für Mädchen und Frauen, deren Selbstbestimmungsrechte und körperliche Integrität im Namen einer falsch verstandenen Ehre verletzt werden. Dennoch fehlt von politischer Seite der Wille eines nachhaltigen Konzepts zur stärkeren Prävention von Ehrverbrechen. Deshalb fordert TERRE DES FEMMES neben der konsequenten strafrechtlichen Verurteilung der TäterInnen flächendeckend in ganz Deutschland spezialisierte Beratungs-/ Präventions- und Unterstützungsangebote.

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