In Berlin eröffnet die bundesweit erste Krisenwohnung für queere Betroffene von Zwangsverheiratung

Da queere Menschen, die von Zwangsverheiratung, Gewalt im Namen der Ehre und auch oft von häuslicher Gewalt betroffen sind, Schutz vor ihren eigenen Familien brauchen, hatte die Berliner Landesregierung die Einrichtung von Krisenwohnungen in den Koalitionsvertrag aufgenommen. Doch da im Senat lange Unklarheit herrschte, wer für die Umsetzung dieses Vorhabens überhaupt zuständig sei, dauerte es bis zur Umsetzung des Projekts rund zwei Jahre.

Aus einer Befragung des Berliner Arbeitskreises gehen Zwangsverheiratung sind im Jahr 2017 insgesamt 570 Fälle von versuchter oder erfolgter Zwangsverheiratung bekannt geworden. Mit 93 Prozent waren größtenteils Mädchen und Frauen betroffen. Sieben Prozent der Betroffenen waren jedoch männlich.

Bisher fehlten vor allem für schwule Männer in Berlin Hilfsangebote. Eine heterosexuelle Heirat geschieht häufig unter Zwang als Sanktionierung homosexueller Orientierung. Mit einer Weigerung können sich die betroffenen Personen sogar in Lebensgefahr bringen.

Unter Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt Spree-Wuhle (AWO) und enger Zusammenarbeit mit dem Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) eröffnet die bundesweit erste Krisenwohnung, um betroffene Personen in akuter Bedrohungslage eine anonyme, sichere und betreute Unterbringung zu ermöglichen. Noch gilt es, die Wohnung vollends einzurichten und durch das Projekt neu entstandene Stellen zu besetzen. Erste Anfragen gibt es bereits.

Stand: 05/2019