Der Todestag von Arzu Özmen jährt sich 2017 zum sechsten Mal

Wir erinnern an Arzu Özmen, die am 01.11.2011 von ihrem Bruder ermordet wurde.

Gedenken für Arzu Özmen. Foto: © TERRE DES FEMMESGedenken für Arzu Özmen. Foto: © TERRE DES FEMMESAls im August 2011 der Familie Özmen bekannt wurde, dass ihre Tochter Arzu eine Liebesbeziehung mit einem nichtgläubigen Arbeitskollegen führte, musste sie ihren Arbeitsplatz kündigen. Sie wurde geschlagen und in der Wohnung eingesperrt. Daraufhin flüchtete Arzu in ein Frauenhaus und erstattete Anzeige. Nach längerer Suche entdeckte eine Schwester Arzus, die bei der Stadtverwaltung arbeitete, den Aufenthaltsort. Sie hatte das Frauenhaus verlassen um ihren Freund zu besuchen. Noch in derselben Nacht wurde Arzu von fünf Geschwistern aus der Wohnung ihres Freundes entführt und erschossen.

Die treibende Kraft hinter dieser Tötung war Arzus Vater Fendi Özmen. Die tödlichen Schüsse sind jedoch von Fendis Sohn, Osman Özmen abgefeuert worden. Er war laut TAZ das am ehesten zu entbehrende Familienmitglied. Am Mittwoch, den 16. Mai 2012, wurden die Urteile im Fall Arzu Özmen verkündet. Von den fünf Geschwistern wurde Osman Özmen zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt. Sirin und Kirer Özmen bekamen zehn Jahre, Kemal und Elvis Özmen fünf Jahre und sechs Monate. Arzus Vater wurde zu sechs Jahren und sechs Monaten verurteilt. Der Richter sprach von einem so genannten Ehrenmord.

Arzu Özmen war kein Einzelfall

Dass „Ehren“-Morde keine Einzelfälle und immer noch präsent sind, zeigt auch ein vergleichbarer Fall aus Österreich, in dem eine junge Afghanin am 18. September 2017 in Wien von ihrem älteren Bruder mit mehreren Messerstichen ermordet wurde. Es wird vermutet, dass es sich hierbei um einen „Ehren“-Mord handelt, da er die verletzte Familienehre wiederherstellen wollte. Zu ihrem Alter gibt es keine klaren Erkenntnisse, da sie zwischen 14 und 18 Jahren schwanken.

Da sie sich zu Hause zu sehr eingeengt fühlte und kaum Freiheiten hatte, entschloss sie sich auszuziehen und Unterschlupf in einem Krisenzentrum des Jugendamts zu suchen. Da die Eltern mit dieser Entscheidung einverstanden schienen und das Mädchen nie berichtet hat, dass sie Angst vor ihrer Familie habe oder sich körperlich bedroht fühle, durfte sie alleine zur Schule gehen. Auf dem Weg dorthin kam es zu einer Aussprache zwischen den Geschwistern in einem Innenhof, in dem die Schülerin später tot gefunden wurde.

In patriarchalisch strukturierten und traditionell denkenden Familien nehmen Frauen eine untergeordnete Rolle ein und müssen die Anordnungen der meist männlichen Familienoberhäupter befolgen. Tun sie dies nicht, bedeutet das die Beschädigung der Familienehre. Ausreichend ist dazu bisweilen schon ein zu selbstbestimmtes Leben. In manchen Fällen kann die Ehre nur durch die Tötung der Frau wieder hergestellt werden.

Wie können „Ehren“-Morde verhindert werden?

TERRE DES FEMMES setzt sich seit Jahren gegen Gewalt im Namen der Ehre und andere schädigende traditionelle Praktiken (harmful traditional practices) ein. Aktuell führen wir Schulungen zu diesem Thema in Berlin durch. In diesem Jahr sind leider alle Termine bereits ausgebucht, aber im nächsten Jahr werden weitere Schulungen angeboten. Diese Termine können Sie alsbald auf unserer Homepage finden.

 

Stand: 11/17


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